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Erkundungen für die Präzisierung eines Gefühls für die Wiederentdeckung der politischen Anteilnahme (was: Grüne Vorwahlen – now!)

1. April 2009

Wählt den Aufschwung!Wahlzeit ist Qualzeit. Nicht nur wird man auf allen Kanälen mit plakativen und größtenteils reduktiven Botschaften bombardiert, seit der fantastischen partizipativen Kampagne des Teams Obama/Biden in den USA hat sich in Europa an manchen Ecken ein gewisser Pessimismus breitgemacht, der vermutet, dass weder die Politiker/innen zu einem solchen die Bürger/innen integrierenden Wahlkampf, noch die Bürger und Bürgerinnen zu einem solchen Ausmaß politischer Anteilnahme fähig sind.

Die nächste Wiener Gemeinderatswahl steht 2010 ins Haus – im Plakatwald raschelt es aber schon jetzt (siehe dieses Blogpost von Max Kossatz). Und ich, ich widme mich jetzt dem Projekt meiner eigenen Repolitisierung: es gibt bei uns zwar (noch) keine, von den Parteien geförderte oder aktive gesuchte Freiwilligenkultur wie in den USA, wo eine eigene Linie der Kampagnen sich jeweils an die potentiellen Volunteers richtet (siehe hierzu mein Lieblingsvideo von den letzten Tagen vor der US-Wahl, Don’t let up, volunteer on election day).

www.gruenevorwahlen.at

Aber es gibt zumindest eine Partei, bei der das Statut das Mitwirken von Nicht-Parteimitgliedern bereits fix vorsieht – und zum Glück ist diese Partei, nämlich die Grünen, für mich sowieso die einzige politische Option. Bei den Grünen kann man Unterstützer beziehungsweise Unterstützerin werden (ich bin seit kurzem dabei!) und wenn man das bis spätestens vier Monate vor der nächsten Landesversammlung der Grünen tut, dann darf man dort über die Liste der Kandidaten für die Gemeinderatswahlen mitentscheiden – Grüne Vorwahlen quasi, und genau das wollen Helge Fahrnberger, Martin Schimak und ich hiermit ausrufen.

Diese Initiative geht aus gutem Grund nicht von den Grünen aus, wir wollen hiermit keine grünen Parteimitglieder werben (und auch selbst nichts in der Grünen Partei werden), sondern auf der peer-to-peer-Ebene andere dazu motivieren, ebenfalls Unterstützer/in zu werden oder sich zumindest ein wenig von so etwas wie einem Vorwahlen-Enthusiasmus affizieren zu lassen. Oder mit Rolf Dieter Brinkmann (er möge mir vergeben): Erkundungen für die Präzisierung eines Gefühls für die Wiederentdeckung der politischen Anteilnahme betreiben.

Falls die potenziellen grünen Kandidaten für den Gemeinderat dadurch auch ein wenig aus der Reserve gelockt und inspiriert werden ihr Zielpublikum auch jenseits der Parteigrenzen anzusprechen, dann ist das ein sehr erwünschter Nebeneffekt:-)

Hallo, wir haben auch eine Webseite: www.gruenevorwahlen.at

Dort kann man das Formular herunterladen, mit dem man Unterstützer oder Unterstützerin der Grünen werden kann, man kann in den FAQs stöbern, ein Video anschauen oder unsere Motivationsstatements nach lesen. Meins beginnt so:

„Seit knapp der Häfte meines Lebens darf ich wählen – und werde mit jedem Jahr politikverdrossener. Statt echter Debatte bieten Wahlkampfzeiten meist nur Parolen, reißerische Rhetorik und vollmundige Versprechen, von denen niemand mehr erwartet, dass sie überhaupt ernst gemeint sind. Und irgendwo auf dem Weg von der Urne zur realen Politik scheint sich das Gewicht meiner Stimme in ein gefühltes Nichts aufzulösen.

Auch von meiner eigenen Politikverdrossenheit bin ich mittlerweile schon verdrossen – doch ich möchte nicht erst in eine Partei eintreten müssen, um als politisches Subjekt gelten zu dürfen. Die ‚Grünen Vorwahlen‘ trage ich mit, weil ich an die Möglichkeiten des Webs zur Bürgerbeteiligung glaube…

Weiterlesen kann man es auf www.gruenevorwahlen.at

EDIT: Christian empfindet den Titel dieses Blogposts als so eine Art intellektuelle Überheblichkeit – das war natürlich nicht so beabsichtigt. Der Titel ist, wie oben im Text verlinkt, an ein Buch von Rolf Dieter Brinkmann angelehnt: Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand: Träume. Aufstände. Gewalt. Morde. Wenn man das Buch nicht kennt (Brinkmann ist in Ö vermutlich unbekannter als in D), kann man den Titel schon doof finden.

Der vorherige Titel war „Grüne Vorwahlen now!“ Ich ertappte mich aber dabei, dass es mir nicht behagt, Plakatives von mir zu geben um damit politische Affiliationen zum Ausdruck zu bringen. Das Polit-Sprüche-Klopfen will ich für mich doch möglichst vermeiden – und dieser Entscheidungsprozess hat sich im Titel niedergeschlagen:) So ist das mit der Bürgerbeteiligung im Vorwahlkampf – jede/r nach seiner Fasson! Ich lasse mich gern dafür kritisieren, dass ich etwas nicht kampagnengerecht aufbereite, denn ich bin ich, d.h. keine Kampagnenfunktionärin. Nur so geht’s für mich – sonst wird’s unehrlich. Und ein bloßes Parteiparolen-Mimikry wäre auch wirklich zu fad.

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