Zum Inhalt springen

Thurnher will im Falter auf die Webdebatte eingehen #ROFL

30. September 2009

Manchmal stellt man fest, dass es auch so etwas wie ein kollektives Déja-vu gibt: Als Wolfgang Lorenz vor etwa einem Jahr über das „Scheiß-Internet“ wetterte, signalisierte der ORF, dass man für Diskussionen offen sei – jedenfalls nach einer Weile und nachdem einige der gescholtenen jungen Menschen eigeninitiativ den Gegenbeweis, nämlich, dass das Internet nicht Scheiße sei, antreten wollten.

Was Lorenz von der Warte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus tat – nämlich alles, um als Buhmann im Web zu gelten -, das leistete Armin Thurnher seinerseits von der Warte der Printmedien aus. Sein Leitartikel, „Warum ich mich weigere, dass Internet ernst zu nehmen?“, regte die Lorenz-erprobte OnlineleserInnenschaft etwas weniger auf und war in der Reaktion adäquater: „Warum ich mich weigere, Armin Thurnher ernst zu nehmen, wenn er über das Internet schreibt,“ entgegnete etwa Heinz Wittenbrink – ob von Thurner gelesen oder nicht, tut eigentlich nichts zur Sache.

Gestern fand in der Hallen der ÖAW der von der ISPA ausgerichtete Internet-Summit stand – die Keynote von Volker Grassmuck über ‚Urheberrechte – Rechte, Grenzen und Chancen im Internet‚ war erwartungsgemäß brilliant (im Sinne von: zog den Befürwortern von Netzsperren und Kultur-Flatrate-Gegnern Behauptung um Behauptung unter den Füßen weg – jedenfalls, wenn diese in der Lage wären, rationalen Argumenten zu folgen).

In der Nachmittagssession konnte ich nicht da sein, was ich sehr bereue, denn ich ahnte schon, dass das herauskommen würde, was die Futurezone heute berichtete:

Während die Moderatorin Andrea Hammer von der ISPA einen „realen Druck aus der virtuellen Welt“ verspürt, wenn sie in ihrem Facebook-Account längere Zeit keine Statusmeldungen veröffentlicht, hat Armin Thurnher vom Falter Verlag in seiner Redaktion ganz andere Beobachtungen angestellt. […] Seine Mitarbeiter würden sich hysterisch und motorisch gestört verhalten, wenn sie Soziale Netzwerke nutzen. Er orte zudem eine Absenz im Dialog, das Fehlen einer direkten Kommunikation und eine Steigerung des Narzissmus, so Thurnher. Aufgrund dieses asozialen Effekts, der schlechten Beispiele in seiner Redaktion, würde er selbst auch niemals ein eigenes Weblog betreiben wollen. „Web-Medien sind parasitär,“ fuhr Thurnher fort. „Sie verlassen sich auf alte Medien und recherchieren nicht selbst.“ Journalisten, die Facebook und Twitter nutzten, würden sich ohnehin selbst genug bestrafen.

Gerne wäre ich vor Ort gewesen, um bei Thurner persönlich nachzuhaken, aber vor allem auch um darauf hin zu weisen, dass seine Einschätzungen (die man kaum als Argument missdeuten kann) vor allem von einer inadäquaten Idealisierung von Kommunikationsformen geleitete Vorurteile sind.

Was er als motorische Störungen wahrnimmt, ist vermutliche die kognitive Bindung zwischen Auge, Hand und Bildschirm, die bei der Computernutzung zu beobachten ist. Diese bindet die Aufmerksamkeit, das ist richtig – ging Thurner etwa am Bildschirm seiner Mitarbeiter vorbei, und war gekränkt, dass diese dem Schirm und nicht ihm Aufmerksamkeit zollten? Wie kann er überhaupt feststellen, dass diese gerade soziale Netzwerke benutzen – schaut er ihnen von hinten über die Schulter auf den Monitor? Von wegen Sozialverhalten: Ich kenne niemanden, der ein solches Verhalten schätzt – freilich macht es die an Arbeitsplätzen waltende Hierarchie oft schwierig zum Chef zu sagen, er solle einem bitte nicht dauernd auf den Bildschirm starren.

Und von wegen Narzissmus: Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich mit einer Psychologin über Narzissmus, und interessant fand ich ihre Bemerkung, dass Narzissten, die nicht die Aufmerksamkeit bekommen können, die sie sich wünschen, häufig in Hysterie umschlagen.

Mir fehlt die psychologische Fachkenntnis, um dies zu prüfen (und ich halte es für reaktionär und paternalistisch zu sagen: „Mach du erst mal deine Recherche sauber zu Ende, bevor du auch nur zu irgendwas in diesem Zusammenhang den Mund aufmachst“ – da Internetskeptiker ja häufig die mangelnde Recherche im Web beanstanden); je nun: Die Projektion von Hysterie auf die eigenen Mitarbeiter, und sowieso von (vermutlich übersteigertem) Narzissmus auf jedeN WeblogbetreiberIn möchte ich vor dem Hintergrund dieses Gesprächs als Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit deuten. Ich projiziere hier natürlich auch nur vor mich hin – immerhin aber nicht auf meine MitarbeiterInnen (die ich sowieso nicht habe), denn auch ein solches öffentliches Vorgehen erscheint mir nicht gerade als ein Zeugnis von ausgeprägtem Sozialsinn und Dialoganliegen.

Besonders ärgerlich finde ich es aber dann, wenn die eigenen, so bescholtenen MitarbeiterInnen herangezogen werden, um dem Pöbel da draußen mitzuteilen, dass man sich eh mit ihm beschäftigen werde. So war eben auf dem Twitteraccount von Ingrid Brodnig (die wir narzisstischen Webhysteriker ja erfolgreich auf die dunkle Seite der Macht hinübergezogen haben – schön, dass dir Twitter jetzt doch taugt, liebe Ingrid:)

Thurnher wird im nächsten Falter auf die Webdebatte eingehen. Wir wollen eine richtige Diskussion führen. Verschiedene Meinungen gewünscht! [Link]

Bei solchen Mitteilungen bin ich natürgemäß skeptisch, denn selten ist das mehr als ein öffentlichkeitsgerechtes Lippenbekenntnis; man erinnere sich an die ORF-Geschichte im letzten Jahr. Weiter twitterte Brodnig (in Aktualisierung ihrer Rolle als Falter-Mitarbeiterin):

@oma_kazi das ist nicht so schwarzweiß. thurnher hat sicherlich eine andere meinung als die netzcommunity, aber eines muss man schon sagen.. [Link]

@oma_kazi er ist kein feind des internets. im gegenteil: er liest viel online & es ist kein zufall, dass der falter über webthemen schreibt [Link]

Lieber Armin Thurnher, ich hoffe sie zahlen ihren RedakteurInnen für solche vorauseilenden, freiwilligen PR-Einsätze wenigstens etwas. Sie sollten das jedenfalls. Wenn aber einer sagt, er sei kein Feind des Internets, heißt dass in der Regel, dass er kein Freund davon ist (was manche sogar schon als Gegnerschaft interpretieren).

Ich bin sehr gespannt, wie eine offene Diskussion in einem Print-Magazin aussehen wird – wird es 50 Seiten Leserbriefe geben? Falls Sie hier vorbeikommen (vermutlich nicht): Das Kommentarfeld am Fuße dieses Beitrags (und hunderttausende weitere in der Blogosphäre) steht Ihnen offen.

Erinnern wir uns an die Fortsetzung der Lorenz-Debatte im letzten Jahr. Da ließ dieser doch im Standard-Interview wissen:

Wolfgang Lorenz gegenüber etat.at: „Ich finde das Internet per se überhaupt nicht Scheiße! Aber ich finde es absurd, dass die Jungen jenseits von Mut und Zivilcourage quasi in den elektronischen Underground abtauchen. Das ist Verlust an gesellschaftspolitischer Relevanz.“

Nicht per se Scheiße, kein Feind des Internets: Ich kann jetzt nur hoffen, dass sich nicht wie im letzten Jahr eine freiwillige Truppe von Einsatzhelfern findet, die in vorauseilendem Gehorsam beweisen wollen, dass das Internet doch nicht so voller Narzissten ist. Bitte, Herr Thurnher, nennen Sie mich eine Narzisstin, weil ich diesen kleinen Blog betreibe. Wenn diese Beschimpfung der Preis ist, den man für niederschwellige Meinungsbildung und -äußerung, technologiegestütztes einfaches Auffinden von Neigungs- und Interessengleichen und generell für die Erweiterung der gesellschaftlichen Kommunikationmöglichkeiten zahlen muss, dann bitte: Wir fangen schon mal an, die T-Shirts zu drucken!

Das werden die Besitzstandswahrer aber wieder nicht verstehen. Für diejenigen, die in der Position sind, über solche Dinge zu entscheiden gilt: Bitte, bitte, bitte – nie wieder Armin Thurnher zu Internet-Panels einladen. Ladet dann doch lieber einen meiner Großonkel ein – die Vorurteile und Missverständnisse sind vermutlich die gleichen, nur glaubt dann niemand, sie wären kompetent, über das Web zu urteilen.


P.S.: Ich kenne Ingrid Brodnig persönlich und schätze sich sehr – ich beziehe mich hier nur auf Äußerungen, die ich als ihrer Rolle als Mitarbeiterin des Falters zuzuordnen wahrnehme. Man könnte von hier aus noch ein ganz anders, spannendes Thema aufmachen: Welches Recht haben Arbeitgeber, zumal in der Medienbranche, auf die Persona ihrer MitarbeiterInnen Einfluss zu nehmen? Wir denken an den Fall der Washington Post. Ebenso: Wie geht man als MitarbeiterIn mit den impliziten, häufig gar nicht explizierten Erwartungen um, die ein Unternehmen da stellen mag?

29 Kommentare leave one →
  1. 30. September 2009 9:29 pm

    gemäß dem twitter-flussdigramm stünde ingrid brodnig eine gehaltserhöhung zu 🙂

    im ernst: das bild, das sich durch thurnhers öffentliches verhalten, seine texte, seine aussagen etc. ergibt, ist ein himmelschreiend verkorkst-unerleuchtet-dinosaurieskes. ich für meinen teil stimme deshalb gerne in die allgemeine welle der empörung (und tw. belustigung) ein.
    aber es ist eben doch ein durch die medien (und sei es sein eigenes) vermitteltes bild. man möge ingrid brodnig zugestehen, dass sie (aus erster hand) möglicher weise ein differenzierteres hat.

  2. 30. September 2009 10:05 pm

    oh ja, es hat auch was belustigendes – darum wäre ich ja gerne da gewesen. differenzierteres bild: gestehe ich ihr auch gerne zu. es geht letztlich eh nicht darum, was thurnher privat oder persönlich vom web hält, sondern wie er als öffentliche person eingreift in den diskurs. man kann schon den eindruck gewonnen, dass er seine rolle etwas abgewinnen kann. der nächste falter verkauft sich wohl super unter webbies:)))

  3. 30. September 2009 10:39 pm

    sicher gewinnt er seiner rolle was ab. auch grumpy old man ist ein personal branding. 🙂
    gerade das wird ihm noch einige podiumseinladungen verschaffen.

  4. 30. September 2009 10:48 pm

    ja, leider allzu wahr (der alte narzisst!).

  5. 30. September 2009 10:56 pm

    LOL (schad, dass er’s nicht liest)

  6. Miguela permalink
    1. Oktober 2009 5:33 am

    Ich verstehe die Aufregung nicht. Das war doch zu erwarten – siehe

    „Für Armin Thurnher: Notizen zu einer Rechtfertigung des Internets“
    http://heinz.typepad.com/lostandfound/2008/12/für-armin-thurnher-notizen-zu-einer-apologie-des-internets.html

    wo Armin Thurnhers Artikel im Falter vom 17.12.2008 ausführlich besprochen ist.
    Warum sollte sich seine Einstellung geändert haben?

    Offensichtlich nutzt Armin Thurnher das Internet nur rudimentär (sein Artikel vom 17.12.2008 ist zB nicht online verfügbar). Wie soll er das Internet verstehen?

    Er ist Jahrgang 1949, also einer der 68er, die Journalismus primär mit Gesellschaftskritik und gerade nicht mit Geld und Markt verbunden haben.

    Ihm geht es imho generell um mangelnde Qualität, persönliche Integrität, Ehrlichkeit, Motivation und Authentizität im heutigen Journalismus, der aus seiner Sicht sicherlich in den letzten Jahrzehnten erheblich gelitten hat. Da fehlt Dir (altersbedingt notwendigerweise) das Verständnis für seine Ideale.

    Man sollte ihm helfen, das Internet (die neue Welt) zu verstehen und seine sicherlich hohen Ansprüche dorthin zu mitzunehmen.

    Letztlich ist es ein typischer Generationenkonflikt, der – wie meist – nur durch Toleranz und Beweglichkeit auf BEIDEN Seiten zu einem fruchtbaren Diskurs führt.

  7. 1. Oktober 2009 1:54 pm

    Ich sollte vielleicht auch mal sagen, dass mein Arbeitgeber/unser GF kein Freund des Internetz ist. Das bringt irgendwie gleich soviel Aufmerksamkeit. Bedauerlicherweise schätzt man hier im haus das Web..
    🙂

  8. 1. Oktober 2009 2:09 pm

    Eine kleine Korrektur sei erlaubt – bzgl. der Absenz im Dialog brachte Thurnher das Beispiel von Meetings beim Falter wo unterm Tisch übers Smartphone in sozialen Netzen kommuniziert werde statt im realen präsent zu sein.
    Hat natürlich trotzdem etwas oberlehrerhaftes, spricht aber v.a. für notwendige geänderte Meetingregeln im Verlag (z.B. alle Mobiles im Sekretariat abgeben vor Meetingbeginn).

  9. 1. Oktober 2009 2:14 pm

    @Thomas: Na das ist aber schon eine arg kindergartenmäßige Bevormundung, die nicht unbedingt von Vertrauen in die Mitartbeiter zeugt. Eigentlich müßte eine Abmachung (Abdrehen) diesbzgl. reichen, auch ohne Anstands-Wauwau, n’est-ce pas?

  10. 1. Oktober 2009 2:43 pm

    Ich würde ein Abgeben der mobiles als eine Art Ritual erachten (und somit hätte es auch wieder was mit dem Kindergarten gemein, dort lernt man nicht zuletzt auch ein paar Rituale 😉

    Wollte nur klarstellen, dass Thurnher nicht die Monitore seiner Redakteure kontrolliert, sondern eben auf die Handynutzung abzielte bei seinem Beispiel.

  11. michael rederer permalink
    1. Oktober 2009 8:53 pm

    wirklich witzig geschrieben, musste feste lachen! erinnert mich an einen ebenfalls sehr witzigen artikel über einen anderen großen internetskeptiker
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/understanding-dieter/

  12. 1. Oktober 2009 9:20 pm

    @miguela

    >Man sollte ihm helfen, das Internet (die neue Welt) zu verstehen
    > und seine sicherlich hohen Ansprüche dorthin zu mitzunehmen.

    och, nö, das ist wieder dieser rechtfertigungsreflex. wrr nicht verstehen will, verpasst. und wer zu spät kommt den bestraft das leben.

  13. 2. Oktober 2009 2:30 pm

    Wenn meine Mitarbeiter bei Besprechungen regelmäßig lieber anderen Beschäftigungen nachgehen, sollte ich mir primär mal Gedanken über die Natur dieser Meetings machen, ob diese wirklich effizient gehalten werden und auch ob wirklich die richtigen Ansprechpartner am Tisch sitzen…

  14. 2. Oktober 2009 2:45 pm

    ich verstehe diese internet-aufregung um thurnher nicht. lasst in doch sein wie er ist. das ist wohl eine sache, die der markt und die gesellschaft regeln wird. in dem thurnher das internet verweigert (und das macht er großartig) verweigert er sich und seine zukunft – seine kommentare werden nicht mehr gelesen werden, und daher in zukunft nur mehr für sich selbst geschrieben. aber darüber braucht man sich ja nicht aufregen.

  15. 2. Oktober 2009 3:05 pm

    ah, „Internet-Aufregung“ – Tell you what: Ich finde das Gebaren der öffentlichen Person Armin Thurner auch im „realen Leben“ ernüchternd.

  16. Walter Gröbchen permalink
    3. Oktober 2009 4:12 am

    Audiatur et altera pars! Ich denke, bevor jetzt große Mutmassungen über Hysterie, motorische Störungen, Narzissmus und Parasitentum angestellt werden, sollte man mal Thurnher zuhören (bzw. nachlesen), wie er das genau gemeint hat. Und eventuell ungebrochen meint. Denn das sind schon deftige Worte, und allmählich – in dem Fall relativ rasch – dämmert auch dem Urheber, daß er sie so nicht einfach im Raum stehen lassen kann, ohne intellektuelles und publizistisches Gewicht zu verlieren. (Leider gibt es nur den ORF.ON-Bericht, kann man nicht einen Video- oder Audio-Mitschnitt der Diskussion online stellen?). Der Hang zu – bisweilen ja kurzweiliger, trefflicher und angebrachter – Provokation und Polemik ist bei diversen Medien-Querdenkern ausgeprägt, sollte aber nicht mit Irrationalismus, Klischeehuberei, Technikfeindlichkeit und Generationen-Dünkel verwechselt werden. Weder von den Urhebern noch vom Publikum. Bin gespannt auf die nächste „Falter“-Ausgabe(n). Ahoi!, WG

    Scheiss-Internet, revisited

  17. 3. Oktober 2009 9:38 am

    Das Web ist das Publikum? Sehe ich nicht so. Und wenn man es so sehen will, muss man es neu konzipieren. This audience talks back.

    Man muss Thurnher mal genau zuhören? Bin geneigt, diese Position im Spektrum der Möglichkeiten auch näher am: „Hör Du erst mal zu, bevor du den Mund aufmachst“ als am „Sprecht mit uns, wir wollen die offene Diskussion“ zu verorten.

  18. Walter Gröbchen permalink
    4. Oktober 2009 1:07 am

    Naja, zunächst war ja das Publikum vor Ort das Publikum, und nicht per se „das Web“. Die Debatte hat einige Medien-Scharniere: journalistische Berichterstattung auf ORF.ON, eventuell auch ein paar Blogger und Twitteranten (hab‘ ich nicht mitbekommen), hat/haben Thurnhers Talk-Blasen zum Thema gemacht. Darauf reagiert ein größeres Publikum on- und offline und – Quantität und Qualität wird sich erst weisen. Natürlich hast Du recht, und das ist auch gut so: this audience talks back. Hat’s jemand unmittelbar vor Ort, „face to face“, auch gemacht? Wäre schade, wenn nicht.

    Und, ja, man sollte Thurnher Gelegenheit geben, seine stupenden Aussagen zu präzisieren und nachzuschärfen. Erst dann kann sich eine substantielle Debatte ergeben. Gilt auch für Lorenz, Manola & Co. Leichtfertige Bonmots und provokante Zwischenrufe mögen zwar ärgerlich sein, aber allzu ernst sollte man sie nicht nehmen, durchaus auch aus Freundlichkeit ihren Urhebern gegenüber. Was in diesem Kontext aber, zugegeben, irritierend ist/wäre: trotziges Schweigen der Old School-Meister.

    Aber Thurnher hat eine Debatte avisiert. Und wird eine weit heftigere bekommen, als er ev. erwartet.

  19. 4. Oktober 2009 11:29 am

    @Walter: Perspektivendiskrepanz: Du betonst man müsse Thurnher zuhören, ihm Gelegenheit geben zu präzisieren, erst dann könne man substantiell debattieren.

    Zum einen vergleicht man da Äpfel mit Birnen. In welcher Position sind denn die meisten Blogger, Thurnher (oder sonstige öffentliche Figuren) zu bitten doch mal zu präzisieren? Zum anderen erscheint es, als solle da das Recht, sich in der Schrift öffentlich zu äußeren, allein den Journalisten (als den mutmaßlicherweise sich immer substantiell äußernden) vorbehalten werden.

    Der ewige prinzipielle Vergleich von Blogging und Journalismus hinkt hinten und vorne – ja, es gibt Blogs, die journalistische Arbeiten produzieren, es gibt auch Journalisten die bloggen. Das sind die wenigsten – Blogs haben auch keinesfalls die einzige Existenzberechtigung darin, sich mal zum journalistischen Blog hoch zu arbeiten.

    Was an ihnen nämlich viel höher im Wert steht ist, dass das Individuum die Gelegenheit hat sich frei zu äußern.

    Und dazu muss es NICHT warten, bis Thurnher (oder sonstwer) präzisiert hat.

    Das ist ein grundlegendes Recht und das große Potenzial von Onlinemedien.

    Diejenigen, die argumentieren, dass ‚die im Internet‘ sich nicht so aufregen sollen, oder erst mal zuhören, oder erstmal recherchieren, oder warten bis Thurnher präzisiert hat, die wollen damit implizit neue Regeln einziehen, wann sich eine Person äußern darf (und vor allem wann sie besser die Goschn halten sollte).

    „Schön sprechen“, das bläut man in Österreich ja den kleinen Kindern ein (kenne ich als Piefke nicht).

    Dass du als u.a. Journalist da ausgleichen willst, ist nachvollziehbar, erst recht da du Thurnher vermutlich persönlich kennst.

    Aus meiner Perspektive – und der der meisten – ist er eine öffentliche Figur, der man aufgrund ihrer Bekanntheit (und ihrer hervorragenden Verdienste auf dem Gebiet des Printjournalismus) zuhört, wenn sie über Medien spricht – leider auch über das Web, denn das fällt offensichtlich nicht in ihr Fachgebiet.

    Und da wie gesagt dass ich oder andere Blogger gar nicht in einer Position sind, öffentlichen Figuren dieser Größenordnung, „Gelegenheit zu geben“, wie du schreibst, diese Aussagen zu präzisieren, ist die Aufforderung, sie sollten dies tun, auch noch zynisch. Äpfel vs Birnen.

  20. 4. Oktober 2009 11:47 am

    Nachgereicht: Ja, es wurde getwittert, um die zehn Seiten auf der Twittersuche, nächste Woche ist es weg. Auszüge zur Podiumsdiskussion.

    leyrer: Internet Summit Austria 2009: Alte Säcke reden über die Mediennutzung der Jugend. #fail #isummit #fb

    Karli: komme zum #isummit und höre gleich mal thurnher über das internet reden, spooky! http://twitpic.com/jlkd7

    josefbarth: 5 Diskutanten über Social Networks: keiner unter 30, nur zwei in SN aktiv. Humor der Moderatorin hilft da kaum. #isummit #internetsummit

    RoeslerSchmidt: denke über die grossartige Gloor keynote nach um über die miserable podiumsdisk geistig hinweg zu kommen #isummit

    leyrer: Hurra, „Saferinternt.at“ & Mobbing bringen wir jetzt bei „Virtuelles Leben – wie real sind soziale Netze?“ auch noch unter. Waaah! #isummit

    geraldbaeck: Webmedien sind überwiegend parasitär, sagt Armin Thurnher am #isummit

    leyrer: Thurnher: „Webmedien sind großteils parasitär und warten darauf, was die alten, großen Medien recherchieren“ #isummit

    geraldbaeck: Die Frage ob Blogs Printmedien überflüssig machen, ist einfach nur dumm. #isummit

    josefbarth: Moderatorin bei Social Network-Diskussion: „Twitter ist nicht so meins. Zwitschern tu ich lieber was anderes.“ #isummit #internetsummit

    geraldbaeck: Das Podium sieht soziale Netzwerke überwiegend als Zeitverschwendung an. Von wegen online-Kollaboration. #isummit

    digiom: @leyrer dachte mir dass es sich evtl noch mal lohnen würde, bei Thurnher vorbei zuschauen, zwecks Amüsemang #isummit

    leyrer: Wo sind die „Digital Natives“ auf dem Podium des Internet Summits? Das sind max. Digital Immigrants. #isummit #fb

    leyrer: Social Networks laut Thurnher für mangelndes soz. Verhalten der Teilnehmer & seine mangelnde Medienkompetenz verantwortlich #isummit #fb

    highlyoverrated: Thurnher lässt nichts aus. Zeitverschwendung und unhöflicher Umgang. Blogs für Narzissten (nicht jeder hat eine Printkolumne) #isummit

    highlyoverrated: Podiumsdiskussion mit Armin Thurnher – sieht mehr Narzissmus und gestörte real life Kommunikation, social networks machen asozial #isummit

  21. 4. Oktober 2009 10:29 pm

    Der skurrilste Sager von Armin Thurnher bei der ISPA-Debatte wurde ja noch gar nicht erwähnt: Auf die Frage wie es mit Datenschutz, Datensicherheit und Datenmissbrauch im Internet steht meinte Thurnher das er es begrüßen würde wenn jede(r), bevor er/sie z.b. in einem Forum ein Oosting schreiben darf, sich identifizieren muss (z.B. mit der Bürgerkarte(!)), damit die Person klar erkennbar ist.

    Daraufhin wurde er gefragt wie man das z.B. im Iran machen sollte, darauf meinte Armin Thurnher das sich alle Identifizieren müssten, außer politisch Verfolgte, die dürfen Anonym Posten. Aha, also Kennzeichnen wir politisch verfolgte?

  22. 5. Oktober 2009 1:44 am

    Ja, irre. Und entspricht genau dem, was ich oben noch kommentiert habe: immer weiter regulieren, wer überhaupt etwas sagen darf. FURCHTBAR!

  23. 15. Oktober 2009 8:14 pm

    bin auch ganz der Ansicht von Milo, dem Falter das Wiener Papiergeschnipsel und uns das Internet. Möchte hier bitte weitersudern können ohne auf die Digital Literacy von Medienlegenden Rücksicht nehmen zu müssen.

  24. 15. Oktober 2009 10:22 pm

    @rip genauso ist es – interessant auch das label „bissig und angriffig“ (http://fm4.orf.at/stories/1629451/) ob der blogsuderei („angriffig“ ist sowieso unter meinen five Austrian faves).

Trackbacks

  1. Blogistan Panoptikum KW39+40 2009 auf datenschmutz.net
  2. Kleiner Blog-Service « Grob. Gröber. Gröbchen.
  3. Alles, was es zu sagen gibt zu Armin Thurners Diskussionbereitschaft «                digiom. ein studienblog über           das leben in und mit digitalen online medien.
  4. » Abt Armin versteht die Welt nicht mehr · Helge's Blog
  5. Wieder mal : Print vs. Web oder We don’t need no “Payback” at in|ad|ae|qu|at

Hinterlasse einen Kommentar