Community Informatics – was ist das?
Wikipedia weiß ja sonst alles, aber zu Community Informatics fällt zumindest der deutschsprachigen Online-Enzyklopädie gar nichts ein (mehr weiß die englische Variante). Michael Gurstein, ein kanadischer Sozialwissenschaftler, der den Begriff geprägt hat, war gestern zu Besuch in der Österreichischen Computer Gesellschaft mit einem Vortrag zum Thema: What is Community informatics? (And Why Does It Matter). Da ich nach dem Vortrag noch auf ein PDF von Gurstein zum gleichen Thema von 2007 gestoßen bin (das hier herunter geladen werden kann), werde ich hier ein kleines Mashup aus meinen Notizen und Abttippserei aus dem (geschützten) PDF darbieten. Eins vorneweg: Die Herausbildung der Disziplin ‚Community Infomatics‘ ist eng verbunden mit Versuchen, bedrohte Communities wie z.B. First Nations (formerly known as indigenous population) in North Ontario, Kanada, zu bewahren – was nicht heißt, dass die Erkenntnisse nicht auf andere soziale Kontexte übertragen werden könnten. Hier nun aber die Auszüge:
Community Informatics (=CI) is the application of information and communications technology to enable and empower community processes. The objective of CI is to use ICT to enable the achievement of community objectives including overcoming „digital divides“ both within and between communities.
Wichtig war an dieser Stelle der Hinweis Gurnsteins, dass der Gedanke des „digital divide“ häufig konzipiert wird als eine bloße Frage von „Access“ – die Schlussfolgerung einer solchen banalen Sichtweise wäre dann, dass man quasi nur ein paar Computer mit Internetverbindung aufstellen müsse und damit das Problem der Accessibility geritzt wäre. Gurnstein möchte die Idee des „Digital Divide“ daher lieber entlang der Frage modellieren, inwieweit eine Community (und d.h. nicht nur ein einzelner Nutzer) in der Lage ist, Infrastrukturen und Technik effektiv zu nutzen.
Effective used might thus be defined as: The capacity and opportunity to successfully integrate ICT into the accomplishment of self or collaboratively identified goals and includes: carriage facilities […], input/output devices […], tools and supports […], content services […], service access/provision […], social facilitation […], governance […] .
Wichtig am Gedanken von Community Informatics (und ein wesentlicher Unterschied zu dem was Web 2.0 Social Media leisten) ist, dass sich reale und virtuelle Communities dabei überlappen, bzw. – wie Philipp Budka erklärte – was die User von MyKnet.org trotz Angeboten wie Facebook, Bebo, what have you doch wieder zurück bringt ist das Gefühl, dass Knet „unsere Community“ ist. Ich persönlich frage mich, in wieweit virtuelle Communities auch auf die Realität zurückgespiegelt werden können, und inwieweit reale menschliche Verhältnisse daduruch auch besser werden können. Darum zum Abschluss noch dieses Video, das Franz Nahrada (von Dorfwiki) vorführte und dass ich GROSSARTIG finde – scheinbar wurden da einige Leute aus ihrer medialen Einsamkeit vorm Fernseher gerettet.
Noch ein Post Skriptum mit Selbstbetrachtung: Ich brauche ja nur mich selbst anzuschauen – ich bin gut 20 Mal umgezogen in meinem bisherigen Leben und davon fünfeinhalb Mal grundlegend mit Distanzen jenseits der 300 (3x), der 700 (2x) und der 10,000km (0,5x), mit Freundeskreis aufgeben, nicht wissen, ob und wann man zurückkehrt etc. Meine Bedürfnisse an sozialem Netzwerk sind dadurch eh sehr bescheiden – einerseits nimmt man ja Freundschaften virtuell mit (vor Internet waren das eben Brieffreundschaften) und manche Plätze wie Best Friend Forever werden eben nur einmal vergeben (bei mir jedenfalls), andererseits entwickelt man Strategien der Selbstgenügsamkeit, denn man kommt nun einmal nicht direkt von 0 auf 100 social nodes. Von den Menschen die ich bislang hier in Wien kennegelernt habe, kenne ich gut die Hälfte (rough guess) über Veranstaltungen wie digitalks, das net culture lab, Blogtail und die schöne bunte Blogo-/Twitterosphäre. Soll heißen – die Überlappung kann und soll man herbeiführen – the virtual needs the real and vice versa!
Selten werden virtuelle Freunde auch echte. Meine Facebook-Friends mag ich zwar gerne, aber nur ein kleiner Teil würde mich im Krankenhaus besuchen kommen. Reale soziale Verbindungen sind von Social Comm. weit entfernt. Überlappungen habe ich persönliche nur mit 2 Freunden.
Vielleicht sind Social Communities zumindest also so eine Art soziales Hintergrundrauschen brauchbar? Ersatz für den Dorftratsch, quasi, denn mit den Leuten um’s die da ging oder die über uns redeten waren wir ja auch nicht wirklich befreundet – zumindest lieferte es aber irgend eine Art sozialen Kontext.
es ist schon witzig wenn man eines der webtreffen (blogtail, webmontag..) besucht und dan n auf die leute zugeht, als würde man sich schon länger kennen. der persönliche plausch fällt dann ganz anders aus. die sinne sind dabei: stimme-sound, geruch ;), charisma, chemie. wieviel persönlichkeit kann man in seinen texten und bildchen schon transportieren bzw. interpretieren.
dennoch möchte ich auf facebook, xing&co nicht verzichten, aber um ehrlich zu sein, nutze ich es eher im beruflichen sinne.
ich hab noch nicht rausgekriegt wofür ich es verwende:-) das ziel zombie goddess werden zu wollen ist glaub ich kein in der menschlichen gesellschaft so super anerkanntes:-D